Aus dem Beschluß der Stadtgründung erwuchs die Notwendigkeit, für den gewählten Bürgermeister eine Amtskette schmieden zu lassen, damit auch äußerlich an seiner Person bei feierlichen Anlässen das neue Gemeinwesen eindrucksvoll sichtbar werde. Und es begab sich – möchte man fortfahren – daß die Stadtväter sich einer Einwohnerin ihrer Stadt erinnerten, fähig, geschult und begabt, ein solches repräsentatives Amts-Signum zu entwerfen und zu schaffen. So dachten sie mit guten Gründen an Franziska Kelz-Blank, die weitbekannte Goldschmiedemeisterin und Metallbildhauerin.
Beim Studium der Tradition, an alten Bürgermeisterketten ablesbar, fand sie fast überall den gleichen Formtyp, eine mehr oder weniger beliebige Kette mit dem untenangehängten Stadtwappen. Selbständig entwickelte sie ein eigenes Modell, in dem das Wappen, zentral integriert in die Gesamtkonzeption, nicht nur den Mittelpunkt bildet, sondern sogar die Gestalt der einzelnen Kettenglieder bestimmt.
Im oberen Teil zeigt es den rot-goldenen Bergischen Löwen im silbernen Feld, unten als Wappenmotiv der Herren von Menden ein silbern blaues, fast quadratisch geschachteltes Feld. Die Struktur dieses Schachtelfelds setzen nun die Kettenglieder nach oben fort, abgewandelt als Rhomben und senkrechte Rechtecke. Auf diese Weise ergibt sich eine formale Einheit aus dem vorgegebenen historischen Symbol des Schachtelfelds und seiner zeitgenössischen Fortentwicklung und Ausformung.
Die aneinandergefügten Glieder entsprechen der vertikal zu den Schultern des Trägers aufsteigenden Kettenform, genau angepaßt der menschlichen Gestalt. Ihre Paßform und Beweglichkeit erhält die Kette durch einundfünfzig Scharniere, die verdeckt eingebaut worden sind. Das Schloß auf der Rückseite besteht aus einer besonders widerstandsfähigen Speziallegierung von Weißgold. Aus massivem Silber und etwa sechshundert Einzelteilen handgefertigt, unter Verwendung von fünf verschiedenen Silberlegierungen, wiegt die Kette nur etwa siebenhundertundvierzig Gramm.
Aus sieben Ortsteilen setzt sich die neue Stadt zusammen, aus Birlinghoven, Buisdorf, Hangelar, Meindorf, Menden, Mülldorf, Niederpleis. Auf sie verweisen sieben in regelmäßigen Abständen eingefügte flache Zwischenteile in den blau-rotgoldenen Wappenfarben, als symbolische Gliederung der Kette. Wie die blauen Felder auf Wappen und Kette, sind sie aus rekonstruiertem Lapislazuli, dessen glatte Struktur reizvoll kontrastiert zu den körnigen Silberfeldern der benachbarten Flächen.
So entstand ein nach Form, Funktion und Bedeutung gleichermaßen höchst bemerkenswertes Beispiel angewandter Goldschmiedekunst unserer Tage.
Aktuell:
Klaus Schumacher, Bürgermeister der Stadt St. Augustin |
Entwurf, technische Konstruktion und handwerkliche Ausführung der Bürgermeisterkette:
Franziska Kelz-Blank
Fünf unterschiedliche Silberlegierungen, zwei verschiedene Rotgoldlegierungen – in dieser Form kam es aus der Gold- und Silberscheideanstalt.
... die geschachtelten
Felder montiert
... ausgesägt und
montiert.
Karl Valentin